Doppelmittel - Wechselmittel - Zwischenmittel
Doppelmittel
Die Gabe von Zwischenmitteln bei Hinzutritt einer akuten Krankheit zu einer chronischen ist sehr verwandt mit der Anwendung von Doppelmitteln, über die v. Bönninghausen 1833 zunächst schrieb:
„...Nur in der allerneuesten Zeit, veranlasst durch Hahnemanns Lehre von den Zwischenmitteln bei Störungen während der antipsorischen Kur, und von den, durch Einschiebung einer zunächst passenden Arznei unterbrochenen Wiederholungen desselben Heilmittels, haben Versuche und Erfahrungen dargetan, daß zuweilen auch zwei nach der Ähnlichkeit der Symptome gewählte Arzneien, deren jede einer besonderen Symptomengruppe entspricht, neben einander heilbringend wirken können, wenn sie neben einander (nicht miteinander vermischt) und am besten in höchster Potenzierung und kleinster Gabe, (wodurch eine gegenseitige chemische Wirkung auf einander vollends verhindert wird), gereicht werden, ein Fortschritt, welcher namentlich bei chronischen Krankheiten sehr wichtig zu werden verspricht, und daher einen neuen Paragraph in der neuen Ausgabe des Organons[1] veranlassen wird. Diese Entdeckung, deren Richtigkeit sich schon durch zahlreiche Versuche bewahrheitet hat, vernichtet nun auch vollends den Einwurf, daß es Krankheiten geben könne, wofür es kein ähnlich wirkendes Arzneimittel gebe, indem nun der vernünftigen Kombination ein so weites Feld geöffnet ist, daß kaum jemals mehr eine überhaupt noch heilbare chronische oder akute Krankheit zu finden sein wird, welcher die Homöopathie nicht entweder ein einfaches Mittel allein, oder ausnahmsweise zwei mit einander verbundene, nach treffender Symptomenähnlichkeit entgegen setzen könnte. Doch darf nicht unerwähnt bleiben, daß hier der Arzt mit noch weit größerer Umsicht verfahren muß, wenn er seine Absicht erreichen will, und dazu eine noch ausgebreitetere Kenntnis von der eigentümlichen Wirkung jeder Arznei erfordert wird.“[2] [Hervorhebungen - im Fettdruck - durch den Bearbeiter]
Entgegen der hier ausgesprochenen Erwartung v. Bönninghausens wurde die Lehre von den Doppelmitteln aber (auf v. Bönninghausens eigenen Rat hin!) nicht in die 5. Ausgabe des Organons aufgenommen. An dieser Stelle sei deshalb gewarnt und betont, dass der Gebrauch von Doppelmitteln, wie eben zitiert, eben nur für Ausnahmen vorgesehen war, und noch größere Umsicht und Kenntnis vom Homöopathen erfordert. Deswegen schrieb auch viele Jahre später v. Bönninghausen darüber: „Es ist richtig, daß ich während der Jahre 1832 und 1833 auf Veranlassung Dr. Aegidis einige Versuche mit Doppelmitteln machte und daß die Erfolge manchmal überraschend gute waren. Ebenso ist es zutreffend, daß ich mit Hahnemann über die Angelegenheit sprach, und daß derselbe, nachdem er selbst einige Versuche vornahm, eine Zeitlang im Sinne hatte, die Sache in der 5 ten Auflage seines Organons, die er gerade damals (im Jahre 1833) für den Druck vorbereitete, aufzunehmen. Allein wir gewannen bald die Überzeugung, daß eine derartige Neuerung der Homöopathie zum Nachteil gereichen würde. Ich selbst war es, der Hahnemann veranlasste, in einer Anmerkung zu § 272 in der 5 ten Auflage seines Organons vor der Anwendung von Doppelmitteln zu warnen. Seit dieser Zeit haben weder Hahnemann noch ich Arzneimittel in Mischungen verordnet. Auch Dr. Aegidi hat diese Methode bald wieder aufgegeben, da sie zu sehr an die Arzneimischungen der Allopathen erinnerte und allzu leicht geeignet war, vom Wege der Einfachheit unserer Arzneimittel abzuführen. Außerdem ist die Anwendung von Doppelmitteln bei dem zunehmenden Reichtum unserer Arzneimittel mehr und mehr überflüssig geworden.
▶ Wenn demzufolge heutigen Tags ein Anhänger der Homöopathie glaubt, an Experimenten festhalten zu müssen, die von 30 Jahren angestellt wurden, als unsere Wissenschaft noch in ihren Kinderjahren stand, und die nachher einstimmig verworfen wurden, so geht er einen Krebsgang und beweist zugleich, daß er mit der Wissenschaft nicht gleichen Schritt gehalten und ihre Fortschritte nicht beachtet hat.“[3] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]
Die Klärung der Frage, inwieweit Doppelmittel in Spezialfällen ggf. doch eine sinnvolle Option darstellen (z.B. teilweise bei Tumorbehandlung Warnhinweis!) muss vorsichtigen Versuchen vorbehalten bleiben.
[1] hier ist die, zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedruckte, 5. Ausgabe gemeint
[2] HOM 127 (1833)
[3] Schreiben v. Bönninghausens an Dr. Carroll Dunham in New York, merkwürdigerweise datiert vom 25. März 1865. In „Hahnemann – Sein Leben und Schaffen“ von Richard Haehl, Reprint 1922 Willmar Schwabe, 1988, T&W Verlags GmbH, 6072 Dreieich, Hrsg. Klaus Thon, Bd. 2, S. 90
Wechselmittel
Sowohl bei akuten Krankheiten als auch bei chronischen Krankheiten verordnete v. Bönninghausen manchmal Wechselmittel, z.B. wenn ein Mittel alleine nicht ausreichend passte:
Beispiele bei akuter Krankheit :
„Das Wechseln mit Bry und Rhus in nervösen Fiebern ist kaum so oft anwendbar, als das mit Bry und Puls, oder mit Rhus und Nux-v...Dabei gestalteten sich die Beschwerden jedesmal so, daß sie entweder in Bry und Puls, oder in Rhus und Nux-v ein Simile fanden, nie aber allein in Bry und Rhus. Bei solchen Krankheitskonstitutionen ist es dann wichtig, jedesmal die näheren Indikationen scharf ins Auge zu fassen, und sich durch zufällige und unwesentliche Nebensymptome nicht irre führen zu lassen;“[1]
Bei gefährlichem, tiefem Alkoholrausch [Notfallmaßnahmen und Notarzt!] „...wo der Betrunkene daliegt mit dunkelrotem Gesicht, stieren Augen und Zuckungen in den Gesichtsmuskeln, da gebe man alle Viertelstunden abwechselnd Opium und Belladonna, bis er sich erholt, und dann dasjenige, was die Symptome verlangen.“[2]
Beispiele bei chronischer Krankheit:
Bell und Hep in dreimal wechselnden Gaben gegen eine dicke Achseldrüsengeschwulst („woran sie in der ersten Jugend [d.h. einiges früher] viel gelitten“)[3], Calc C 30 und Lyc C 30 abwechselnd alle 14 Tage bei chron. Beschwerden[4], Calc im Wechsel mit Sil und Ph-ac bei Kyphose[5], Cupr C 30 alle 3 Tage im Wechsel mit Calc C 30 bei Epilepsie, zu Letzterem schreibt v. Bönninghausen:
„In den letzten Jahren habe ich es bei Heilung der Epilepsie sehr vorteilhaft gefunden, wenn irgend die Mittel angezeigt waren durch Habitus und Nebenbeschwerden, die Calc mit Cupr im Wechsel zu geben, und beobachtet, daß in diesem Falle das erstere Mittel sanfter und wohltätiger wirkte, als wenn ich es, wie früher, allein gab.“[6] [Hervorhebung durch den Bearbeiter]
Auch bei gleichzeitigem Vorliegen von chronischer Krankheit (Epilepsie Warnhinweis!) und anhaltendem, starkem seelischen Verschlimmerungsfaktor (Verdruß) Ign C 30 alle 4 Tage im Wechsel mit Caust C 30 (Die Heilung geschah hier allerdings schon nach der ersten Caust-Gabe).[7]
Ein interessanter Aspekt ist das Abwechseln bei Bell: „...bei notwendigen Wiederholungen dieses Mittels (in steigender Potenzierung) habe ich es mehrere Male vorteilhaft gefunden, mit den Präparaten von den Blättern und von den Beeren abzuwechseln.“[8] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]
Hier muss jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass v. Bönninghausen an mehreren Stellen auch eindringlich vor unbedachter Gabenwiederholung, voreiligem Mittelwechsel und dem nicht Auswirken lassen der Heilmittel gewarnt hat.[9]
▶ Und er bemerkt: „Diese letztgenannte Folge [veraltete Leiden zu verschlimmern oder sogar unheilbar zu machen] von zu häufigen oder zu oft gewechselten Arzneien ist nicht so selten, als man glauben sollte, und sehr viele Homöopathen werden mit mir die, auch von Hahnemann selbst gemachte Erfahrung bestätigt gefunden haben, dass die schwierigsten und undankbarsten Kuren chronischer Siechtume diejenigen sind, welche längere Zeit mit Übermaß von mehr oder weniger homöopathisch passenden Arzneien, gleichviel ob von Homöopathen oder Allöopathen, behandelt wurden.“[10]
Bezüglich der – vergeblichen – Behandlung eines offenen Brustkrebses Warnhinweis! schreibt v. Bönninghausen ca. 14 Jahre nach seiner damaligen Behandlung:
„Nach neuern Erfahrungen glaube ich jetzt, daß die Heilung nur deshalb missglückte, weil ich nicht gleich das rechte Mittel (welches hier offenbar Ars war), in der erforderlichen hohen Potenzierung gab, und diesem Zeit ließ, seine Wirkung zu vollenden. Wiederholt in niederen Verdünnungen gegeben, tat der Ars nichts mehr [d.h. auch nicht mehr], als die anderen Mittel.“[11]
[1] KMS 257 Anm. (1840)
[2] KMS 650 (1860)
[3] KMS 231 (1839)
[4] KMS 179 180 (1839)
[5] KMS 188 Anm. (1839)
[6] KMS 216 u. Anm. (1839)
[7] KMS 224 (1839)
[8] KMS 792 (1864)
[9] KMS 388 (1848) 420 (1852) AHP 54 55 161 162 475 476 (1863)
[10] KMS 491 (1855)
[11] KMS 390 Anm. (1848)
Zwischenmittel zur Beschleunigung der Heilung
Hier handelt es sich um Zwischenmittel bei der Behandlung mit höheren C-Potenzen, um die Wirksamkeit von auf die erste Gabe folgenden Gaben aufzufrischen, und außerdem die Heilung zu beschleunigen.
Da – wie schon oben von HAHNEMANN (im Mai 1833) und im Vorwort der CK, 2. Auflage, dritter Teil (1837) beschrieben – die Wirksamkeit, der, auf die erste Gabe folgenden (ungeänderten) Gaben desselben Heilmittels abnimmt oder sogar Verschlimmerungen und, die Heilung hindernde, schiefe Wirkungen entstehen, verwendete v. Bönninghausen sehr oft passende Zwischenmittel und beschleunigte dabei zugleich die Heilungen.
„Ich habe mich oft darüber wundern müssen, daß...noch fast niemand die Erfahrung mitgeteilt hat, die ich häufig machte, daß man von den folgenden Gaben [dies bezieht sich hier auf C 30 Gaben] in der Regel niemals den Erfolg sieht, wie von der ersten, wenn nicht ein zunächst passendes Mittel dazwischen gereicht wurde, und doch beruht auf eben dieser Erfahrung Dasjenige, was der Stifter der Homöopathik in der neuesten Zeit über das Technische in Bezug auf die Gaben gelehrt hat. (Siehe Vorwort zur zweiten Auflage der chron. Krankheiten von Dr. S. Hahnemann, III. Teil).“[1]
„Diese Verdünnung [d.h. hier: C 30], wenn man sie so nennen will, ist es auch, deren ich mich in bei Weitem den meisten Fällen und von allen Arzneien bediene, nur wiederhole ich öfter, obwohl fast immer nach Einschaltung eines zunächst passenden Zwischenmittels, wodurch nach meinen vielfältigen und mehrjährigen Erfahrungen die Heilung ungemein beschleunigt wird.“[2] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]
Bei seinen, unter dem Namen „Triduum homoeopathicum“ beispielhaft veröffentlichten Behandlungen aller 28 neuen Patienten vom 17. – 19. April 1841 gab v. Bönninghausen sehr oft Zwischenmittel, teilweise fast ausnahmslos, die meist in vorgegebenen Zeiträumen (gerne C 30 alle 8 oder 14 Tage bei chronischen Krankheiten) einzunehmen waren. Auch falls sich die Symptomatik änderte und ein neues Mittel nötig war, gab er dies meist in Form von 3 Pulvern, 2 mal das neue Mittel, dazwischen ein Zwischenmittel usw. Er verordnete oft auch auf Grund von nur undeutlich mitgeteilten Symptomen, wenn die Patienten nur Boten schickten. Dabei geschahen oft erstaunlich schnelle Heilungen![3]
„Die höheren Dynamisationen homöopathischer Arzneimittel erfordern in dieser Hinsicht [unbedachte Gabenwiederholung, voreilige Mittelsubstitution, schneller Mittelwechsel] eine besondere Vorsicht, da die Erfahrung gezeigt hat, dass sie langsamer und kontinuierlicher und andauernder wirken als die niedrigeren Verdünnungen und dass sie am wenigsten Wiederholungen ohne passende Zwischenmittel vertragen.“[4]
Nicht selten benötigt man bei der Heilung ("namentlich") besonders bei chronischen Krankheiten, wo die Symptome nur gelinder werden, ohne sich im wesentlichen zu verändern - zumindest bei C 200 Potenzen - Zwischenmittel, da eine zu häufige Wiederholung des gleichen (an sich am besten passenden) Mittels die Heilung entweder gar nicht (s.o.) oder nicht rasch genug befördert.[5]
Zwischenmittel, die allzu nahe verwandt sind und zu ähnlich sind (wie Alum-met. u. Nat-m oder wie Ign, Nux-v und Puls), wirken evtl. nicht so gut, wie etwas weniger ähnliche![6]
▶ Cave: Ob zwei Mittel generell oder im konkreten Fall ungünstig nah verwandt sind, lässt sich allerdings nicht unbedingt in v. Bönninghausens „Verwandtschaften“ von 1853 erkennen. Viele (alle?) der dort im höchsten Grad verzeichneten verwandten Mittel folgen einander besonders gut, und die sich nicht so gut folgenden, gerade genannten Mittel sind dort nur im zweithöchsten Grad (und einmal im dritthöchsten Grad) der Ähnlichkeit angegeben.
Vergleiche dazu auch: „Wir sehen hier denselben Gegensatz, wie bei Sep und Sil, wovon die erste in dieser Beziehung [nüchtern < Sep u. Calc; nüchtern > Sil u. Caust] mit Calc, die zweite mit Caust in Übereinstimmung steht, und woher es wohl kommen mag, dass wegen der minderen Ähnlichkeit Sil öfters nach Calc und Sep nach Caust wohltätig wirkt.“[7] [Nicht kursive Hervorhebung durch den Bearbeiter]
· Analog den Zwischenmitteln bei der Behandlung chronischer Krankheiten können auch bei akuten Krankheiten verwandte Zwischenmittel die Wirksamkeit des Hauptmittels erhöhen, was v. Bönninghausen anschaulich bei der Behandlung der Tollwut Warnhinweis! beschreibt:
Unter den Mitteln, die der Tollwut am ähnlichsten sind, steht die Bell an der Spitze, „...und um die Wirksamkeit derselben noch mehr zu sichern, wählen wir davon nicht nur eine hohe Dynamisation, wodurch unserer Erfahrung gemäss der Wirkungskreis einer Arzneisubstanz ungemein erweitert wird, sondern geben noch als Zwischenmittel einmal Hyos, andermal Stram, weil diese beiden Mittel, neben ihrer teilweisen Symptomenähnlichkeit mit Der der wahren Hydrophobie, auch noch die Eigenschaft haben, den Organismus für die Einwirkung der Bell empfänglicher zu machen...und unter den Hunderten, die unsere Präservative gebraucht haben [nach Bissen], ist bis zur Stunde noch bei keinem Einzigen ein Ausbruch dieser schrecklichen Krankheit, oder auch nur die leiseste Anwandlung davon erfolgt.“[8] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]
· Zwischenmittel bei den chronischen Miasmen: siehe oben unter „Hinweise zu den chronischen Krankheiten“ und „Antidote und Mittel gegen Arzneisiechtum“.
[1] KMS 124 Anm. (1838)
[2] KMS 282 283 (1842)
[3] KMS 277 ff (1842)
[4] KMS 420 (1852)
[5] KMS 551 (1858)
[6] KMS 551 552 (1858) AHP 467 (1863)
[7] KMS 698 (1861)
[8] AHP 222 223 (1863)
Wiederholung eines früher gegebenen Mittels (C-Potenzen)
„Obwohl unsere Erfahrungen noch nicht zahlreich genug sind, um darauf eine sichere Regel zu begründen: so glauben wir doch die Aufmerksamkeit auf eine Beobachtung lenken zu dürfen...Bei denjenigen Krankheiten, nämlich, welche, wie Pocken, Masern, Scharlach etc., in der Regel nur einmal den Menschen zu befallen pflegen, hat es uns mehrfach geschienen, dass jede Wiederholung der streng homöopathisch angezeigten Arznei, zumal in den höchsten Dynamisationen, nur zum Nachteil, mindestens zur Verzögerung der Genesung dient, während bei anderen Krankheiten solche Wiederholungen in der Regel um so nötiger sind, je öfterer sie einzutreten pflegen. In jenen Fällen tut eine einzige kleinste Gabe der richtig gewählten Arznei, wenn man sie ruhig auswirken lässt, nicht nur Alles, was man überhaupt dabei von Arznei erwarten darf, sondern wir haben auch nicht selten erfahren, dass unter diesen Umständen dieselbe Arznei, nach Jahr und Tag, auch bei scheinbar größter Angemessenheit gegen andere Krankheiten angewendet, den Erwartungen nur teilweise entspricht, und zwar vorzugsweise dann, wenn der früheren Gabe Zeit gegönnt war, ihre Wirkung vollständig zu beendigen.“[1] [Nicht kursive Hervorhebung durch den Bearbeiter]
[1] AHP 469 Anm. (1863)
Vorausmittel
Ø Sulf fördert, bei chronischer Behandlung, als Vorausmittel, unter der Bedingung, dass die
Symptome nicht widersprechen und er nicht früher gemissbraucht worden war, die
Wirksamkeit der darauf folgenden Antipsorika, besonders auch der Calc.
Analoges gilt für Acon bei akuten, entzündlichen Krankheiten.
Ø „Psoricum“ kann als Vorausmittel vor Sulf gegeben werden, falls Krätze oder psorischer
Hautausschlag in der Vorgeschichte mit Schwefel behandelt oder unterdrückt wurde.
Ø Camph, Coff, und Op können als Vorausmittel zur Entfernung fremder Zeichen (als Folge von
Kunstkrankheiten) und Steigerung der Reaktivität dienen (dies wurde beides schon
abgehandelt).
Zwischenmittel bei chronischen Krankheiten
Ø Bei zu großer Reizbarkeit und Überreiztheit (Nux-v, Puls, seltener Asar, Cham, Chin, Ign,
Teucr, Valer).
Bei Überreizung durch Quecksilbermissbrauch (Hep abwechselnd mit Nit-ac).
Bei Schmerzüberempfindlichkeit (Coff) oder Reaktionsmangel (Op, manchmal auch Carb-v,
Laur, Mosch, Nit-ac, Sulf). Einnahme z.B. durch Riechen.
Ø Die Wiederholungszeiten der Einnahme durch Riechen entsprechen denen wie bei Einnahme
durch den Mund (nach Hahnemann).
Ø Merc kann als Zwischenmittel verwendet werden (Riechen an C 30), wenn Sulf wegen
Schwefel-Missbrauchs in der Anamnese nicht wirkt (dies gilt nur, falls Merc den
Schwefelsymptomen entspricht, was aber sehr oft der Fall ist).
Ø Bei Hinzutritt einer akuten Krankheit zur chronischen Krankheit, falls verschiedene Teile des
Organismus auf verschiedene Art angegriffen sind, so dass kein antidotarisches Verhältnis
besteht.
Ø Bei der Behandlung (mit höheren C-Potenzen), um die Wirksamkeit des Hauptmittels
aufzufrischen (oder sogar erst wieder zu ermöglichen) und die Heilung zu beschleunigen
(vergleiche später unter „Verwandte Mittel“). Zwischenmittel, die allzu nahe verwandt sind und
damit zu ähnlich, wirken evtl. nicht so gut wie etwas weniger ähnliche.
Ø Zwischenmittel bei den chronischen Miasmen, falls das ähnlichste Mittel keine oder nur
ungenügende Wirkung zeigt. Sulf bei der Psora (auch im Wechsel mit Psor [KMS 426 434
(1851)]), Thuj bei der Sykose, Merc beim syphilitischen Miasma.
Zwischenmittel bei akuten Krankheiten
Ø Sulf zur Niederhaltung der Psora.
Ø Verwandte Zwischenmittel zur Steigerung der Wirksamkeit des Hauptmittels.
Doppelmittel
Ø Die Anwendung von Doppelmitteln, von denen jedes einer besonderen Symptomengruppe
entspricht, wurde von Hahnemann und von v. Bönninghausen bald wieder verlassen, und sie
haben sogar davor gewarnt.
[In Spezialfällen evtl. anwendbar, z.B. „Organmittel“ bei Tumorerkrankungen Warnhinweis!].
Wechselmittel
Ø Bei akuten und chronischen Krankheiten, in Spezialfällen, wenn ein Mittel alleine nicht
ausreichend passt, oder in Notfällen (z.B. bei lebensgefährlichem Alkoholrausch Op und Bell
im Wechsel [Notarzt und Notfallmaßnahmen!]) oder um die Wirksamkeit zu steigern und
gleichzeitig abzumildern (Calc und Cupr bei Epilepsie Warnhinweis!).
Ø An mehreren Stellen warnt v. Bönninghausen allerdings vor dem Nicht-Auswirken-Lassen und
dem vorzeitigen Mittelwechsel, gerade auch bei schweren und gefährlichen Krankheiten (was
jedoch sicher immer eine schwierige Entscheidung ist).
Wiederholung eines früher gegebenen Mittels (C-Potenzen)
Ø Die Wiederholung eines schon früher einmal (in C-Potenz) gegen eine Krankheit, die in der
Regel nur einmal den Menschen befällt (z.B. Pocken, Masern, Scharlach), gegebenen Mittels
kann auch nach Jahr und Tag noch wenig wirksam sein.